Bewohnerbefragung 2015 im Ehrenfeld
Die Nachbarschaftsinitiative Ehrenfelder Miteinander und das Seniorenbüro Mitte stellten im Oktober 2015 im Kulturhaus OSKAR die Ergebnisse der Bewohnerbefragung im Ehrenfeld aus dem Juni 2015 vor.Was die Initiatoren während der Befragung sehr positiv überrascht und erfreut hat, war die Offenheit und Zugewandtheit der Bürger im Viertel, ihr großes Interesse, die Aufforderungen weiter zu machen und die Sorgfalt beim Ausfüllen des zweiseitigen Fragebogens. Die hohe Resonanz und das große Interesse der Bevölkerung spiegelte sich dann auch in der hohen Rücklaufquote wider – 23,5% der Fragebögen kamen zurück! „Das ist einfach der Hammer! Offensichtlich haben wir den Nerv der Zeit getroffen.“, sagte Gabriele Gaul von Ehrenfelder Miteinander, da bereits 15% als außergewöhnlich hoch gelten.
Womit die Initiative gerechnet hatte, war die hohe Zufriedenheit der BewohnerInnen mit Ihrem Viertel (77,46%). Trotzdem machten auch über 56% der Zufriedenen jede Menge Vorschläge zur Verbesserung der Lebensqualität (gegenüber 85,5% der 16,06 % der BewohnerInnen, die unzufrieden waren). Erfreulich, laut Auswertung, dass es dabei in der Regel sehr sachlich und konstruktiv blieb und es nicht um „Gemecker“ und/oder die Realisierung von „Unmöglichkeiten“ ging. Es sollten sich hieraus also jede Menge praktische und realisierbare Ansatzpunkte ergeben – für Ehrenfelder Miteinander, die Stadt Bochum und andere Akteure im Viertel. Die Nachbarschaftsinitiative und das Seniorenbüro Mitte werden deshalb in Kürze wieder die Akteure des Viertels einladen, um über die Ergebnisse der Befragung zu diskutieren und nach Ideen und Möglichkeiten zu suchen, gemeinsam die Lebensqualität im Viertel zu verbessern.
Mit das wichtigste Ergebnis für die Zukunft der Nachbarschaftsinitiative waren allerdings die Antworten, die eine hohe Bereitschaft zu nachbarschaftlichem Engagement in vielen verschiedenen Bereichen signalisierten. Dieses Potential zu aktivieren und zu nutzen sieht Ehrenfelder Miteinander als eine große Aufgabe in der Zukunft. Die Vereinsgründung in Kürze, ist da nur der erste Schritt.
Die Highlights
1. Die große Zugewandtheit und Offenheit der Menschen… im Ehrenfeld hat uns sehr erfreut und positiv überrascht! Insbesondere diejenigen unter uns, die schon mal bei anderer Gelegenheit mit einem Fragebogen auf wildfremde Menschen zugegangen waren. Aber hier, keinerlei negative Erfahrungen, noch nicht einmal im Ansatz. Im Gegenteil, die Menschen waren offen, interessiert und gaben uns sehr oft explizit ein positives Feedback („finden wir gut“, „macht weiter so“ usw.). Einige Menschen kamen bewusst zu uns, um einen Fragebogen auszufüllen und um ins Gespräch zu kommen. Das Interesse nachbarschaftliche Bezüge herzustellen und/oder zu verbessern, auch im Umgang, war immer sehr präsent
2. Die Rücklaufquote – einfach WOW! In der Zeit vom 13. bis 30. Juni 2015 befanden sich 1641 Fragebögen im Umlauf. Ein Teil davon wurde während unserer Aktionen in der ersten Woche verteilt und teils schon direkt während der Aktionen ausgefüllt und zurückgegeben (ca. 160, weil bei 2 Aktionen die Sammelkiste bis zum 30.6. stehen blieb). Während der gesamten Zeit lag der Rest der 1641 Fragebögen an vielen verschiedenen Orten im Ehrenfeld aus. Hier auch, vielen Dank an unsere Unterstützer!!!
Insgesamt erhielten wir 386 ausgefüllte Fragebögen zurück. Das ergibt eine Rücklaufquote von 23,5 % – ein toller Wert!
Im Allgemeinen sagt man schon bei 15%, dass es sehr gut gelaufen ist. Auch in diesem Wert spiegelt sich also eindeutig das große Interesse der Ehrenfelder an ihrem Stadtteil, dem Thema Nachbarschaft und der zukünftigen Entwicklung wider. Die von uns empfundene Offenheit und Unterstützung für unsere Aktion – auch seitens der Unternehmen und Organisationen, wie der Medien – findet auch in dieser Zahl ihren realen Niederschlag – und in den vielen ausführlichen Kommentaren der Menschen. Weshalb die Auswertung auch etwas länger gedauert hat als veranschlagt.
3. Was uns überraschte – das Bedürfnis nach Sicherheit und Ordnung– zumindest entlang der Königsallee und in einzelnen Arealen des Ehrenfelds. Ein Bedürfnis, das laut Angaben der Anwohner nicht nur etwas mit persönlichem Empfinden zu tun hätte. Ein Umstand, der uns sehr überraschte und uns vor Augen führte, dass Ehrenfeld halt auch in diesem Bereich nicht gleich Ehrenfeld ist. In puncto Versorgung mit Lebensmittelläden, ÖPNV hatten wir damit gerechnet, in diesem Bereich nicht.
Weitere Einzelergebnisse (Auszüge):
1. Altersangaben
Anteil der TeilnehmerInnen bis 50 Jahre zur Gesamtteilnehmerzahl, abzüglich Fragebögen ohne Altersangabe, (154:369): 41,7%
Wir sind froh, dass auch viele junge Menschen (49 = 13,3% im Alter bis 30 Jahre) sich an unserer Aktion beteiligt haben. Dazu gehört auch eine Achtjährige, die meinte, dass auch ihre Altersgruppe einiges zu den Fragen zu sagen hätte. Was wir zu 100% richtig finden und unterstützen. Uns hätte diese Erweiterung aber logistisch überfordert und wir wollen dies als Anregung an Andere weiter geben, doch bitte auch gezielt eine Befragung für Kinder und Jugendliche durchzuführen. Positiv in diesem Zusammenhang bemerkten wir, dass das Fehlen eines offenen Treffs für Jugendliche im Ehrenfeld auch unsere ältesten TeilnehmerInnen bewegte.
Anteil der TeilnehmerInnen bis 65 Jahren zur Gesamtteilnehmerzahl, abzüglich Fragebögen ohne Altersangabe, (256:369): 69,9
2. Verteilung der Geschlechter
19 Personen machten keine Angaben zum Geschlecht. Bei den übrigen 367 verteilten sich die Geschlechter folgendermaßen:
Anderes: 1 Person = 0,3 %
Männer: 104 Personen = 28,3 %
Frauen: 262 Personen = 71,4 %
Bei den 50-65 Jährigen sinkt es auf 23,5% ab, um bei den 65-75 Jährigen wieder auf rund 30,4% anzusteigen (Renteneintritt?). Interessanter ist da schon der Anteil der Männer bei den jüngeren Teilnehmern. Bei den 18-30 Jährigen sind es mit 45,8% fast die Hälfte und bei den 30-50 Jährigen noch 34,6%.Dass Frauen überrepräsentiert sind überrascht nicht wirklich, da sie auch bei uns, wie in vielen ähnlich ausgerichteten Initiativen, in der Mehrheit sind. Insbesondere in den beiden letzten Altersstufen 75-85 und >85 erklärt es sich allerdings auch demographisch, da in diesen Altersstufen jeweils 2 Männer einmal 34 bzw. im anderen Fall 17 Frauen gegenüber stehen.
3. Familienstand
40% der TeilnehmerInnen gaben an, ledig zu sein, 14% verwitwet und 38% waren entweder verheiratet oder lebten mit einem/r Partner/Partnerin zusammen. 8% machten zum Familienstand keine Angaben.
4. Wohnsituation
43% gaben an, alleine zu leben, 20% plus 27% gaben an, mit Familie oder Partner zusammen zu leben und 3% leben in einer Wohngemeinschaft. 7% machten zur Wohnsituation keine Angaben. Das lässt den Schluss zu, dass die Ledigen und Verwitweten nicht unbedingt alleine leben. Kommentare in den offenen Fragen und den vielen Gesprächen während unserer Fragebogenaktionen weisen und wiesen aber auch auf einen Mangel an verfügbaren größeren Wohnungen für Familien und Wohngemeinschaften im Ehrenfeld hin. Wohnprojekte wurden deshalb als richtungs- und zukunftsweisend für einen lebendigen Stadtteil hervorgehoben, sowohl in den vielen Gesprächen als auch im Fragebogen.
BESONDERS WICHTIG FÜR UNS als Nachbarschaftsinitiative:
Die Antworten zur Frage 9: Möchten Sie sich selbst aktiver in die Nachbarschaft einbringen?
Weit über 50% signalisierten, dass sie ganz sicher oder vielleicht bereit wären sich aktiver einzubringen. Zwischen den Frauen und Männern, die diese Frage beantworteten gab es dann auch praktisch kaum einen Unterschied (56,77% bei den Männern, 58,39% bei den Frauen). Da sehen wir großes Potential, um uns als Initiative weiter zu entwickeln und aktiv auf die Verbesserung der Lebensqualität im Ehrenfeld einzuwirken. Zumal wir hoffen, mit weiteren Vernetzungen, wie wir es schon mit dem Seniorenbüro Mitte leben, immer effektiver Angebote für unsere Mitglieder, Interessierte und Bürger des Ehrenfelds machen zu können. Sei es, dass es um Angebote geht, die wir als Bürger nutzen oder bei denen wir als Unterstützer/Ehrenamtliche tätig werden können. In der Verbesserung der Vernetzung vor Ort stecken unserer Meinung nach noch viele ungenutzte Potentiale.
Die Fähigkeiten (Frage 10), die die Einzelnen einbringen könnten und wollten, reichten von den verschiedensten Unterstützungstätigkeiten im Alltag, der Unterstützung im Haushalt inkl. Einkaufshilfen, der Hilfe bei Verwaltungstätigkeiten und Integration (Unterstützung bei Behördengängen, Übersetzungen, Deutsch für Ausländer etc.. ), technischer und handwerklicher Unterstützung, verschiedenster Angebote bei der Unterstützung von Kindern und Eltern (der KITA-Streik hätte viele Eltern angesichts solcher Alternativen in der Nachbarschaft wohl nicht so hart getroffen, wenn wir schon ein Jahr weiter wären), über die Tierbetreuung, die Grünpflege im Viertel, die Organisation von Nachbarschaftsfesten, Freizeit und interaktiver Kulturangebote, bis hin zu verschiedensten Angeboten in der juristischen und sozialpsychologischen Unterstützung und Beratung … . Es gibt also viele Ansatzpunkte für eine Vernetzung, um mit anderen Organisationen Unterstützungsleistungen und Angebote zu verbessern.
Da wir über unsere Interessengruppen auch die Chance bieten, mit Anderen auf lockerer Basis die verschiedensten Freizeitaktivitäten zu verbringen, und bei der dazugehörigen Frage 11 auch hier fast alle TeilnehmerInnen etwas angegeben haben, glauben wir, dass wir uns auch über diese Ebene als offene, lebendige und bunte Initiative weiter entwickeln können. Etwas miteinander zu unternehmen und zu erreichen verbessert die Einbindung in das soziale Gefüge Nachbarschaft und öffnet Türen bei der gegenseitigen Unterstützung, wo sie gebraucht wird (die Menschen trauen sich eher bei Bekannten, auch mal um Unterstützung zu bitten).
Wie erwartet ist die Zufriedenheit im Ehrenfeld hoch (77,46% aller Befragten sind zufrieden, nur 16,06% sind unzufrieden, der Rest machte dazu keine Angabe). Aber auch über 56% der Zufriedenen haben jede Menge Verbesserungsvorschläge, weil es eben noch nicht überall gut genug ist (85,5% bei den Unzufriedenen). Dazu gehört auch der Wunsch vieler Teilnehmer, am Ball zu bleiben und es nicht schlechter werden zu lassen.Besonders bei den Wünschen für das Ehrenfeld haben wir viel zu tun bei der praktischen Umsetzung der Auswertung, weil die Menschen viele konkrete Bitten, Vorschläge und Beschwerden haben. Dazu gehörten z.B. mehr Sitzplätze ohne Konsumierzwang überall im Ehrenfeld, kleinteilige Einkaufsläden verschiedenster Art – vielleicht mit Post und Kopiermöglichkeiten, offene Treffpunkte für jung und alt, mehr Straßenfeste u.ä., mehr U3-Betruung …
Was uns sehr gefreut hat ist, dass es dabei in der Regel sehr sachlich und konstruktiv blieb und es nicht um „Gemecker“ und/oder die Realisierung von „Unmöglichkeiten“ geht. Es sollten sich hieraus jede Menge praktische und realisierbare Ansatzpunkte ergeben – für uns, die Stadt Bochum und andere Akteure im Viertel.
Unser ganz besonderes Danke
… an alle ehrenamtliche Helferinnen, die Sponsoren für das Frühstück (Hutzel, Schmidtmeier, I Am Love, Butterbrotbar) und all diejenigen wo wir Fragebögen und unsere Sammelboxen auslegen durften, wie unter anderem die Sparkassen am und im Ehrenfeld, die beiden REWE’s im Ehrenfeld, die Spitzweg Apotheke und die Apotheke am Schauspielhaus, der Mykonos Grill an der Hunscheidtstr. und das Baristoteles.
Fazit
Wir als Ehrenfelder Miteinander und das Seniorenbüro Mitte sind dankbar für die vielen Antworten, die uns die Ehrenfelderinnen und Ehrenfelder gegeben haben. Sie haben uns nicht nur gezeigt, wo wir mit unserem Engagement weiter ansetzen können. Durch ihr großes Interesse und ihre Zugewandtheit haben sie uns auch signalisiert, dass wir auf dem richtigen Weg sind, dass wir mit unserem Anliegen, die Lebensqualität im Ehrenfeld auch durch die Verbesserung des nachbarschaftlichen Miteinanders von Bewohnern, Organisationen und Akteuren zu erhöhen, nicht allein sind. Vor der Bewohnerbefragung hatten das Seniorenbüro Mitte und Ehrenfelder Miteinander viele Akteure (Unternehmen, Organisationen, Wohnungsgesellschaften/-genossenschaften, …) aus dem Ehrenfeld eingeladen. Wir wollten zum einen die Bewohnerbefragung vorstellen, um Unterstützung bitten (die bereitwillig von Vielen gewährt wurde) und zum anderen erkunden, ob das Interesse an einer weiteren Vernetzung besteht.Das Interesse war damals groß und wir werden in der Zukunft wieder die Akteure, und zu gegebener Zeit auch die Stadt Bochum einladen, um gemeinsam die Ergebnisse zu diskutieren und nach Ideen und Möglichkeiten zu suchen, die Lebensqualität im Viertel für alle Beteiligten zu erhöhen. Mit unseren regelmäßigen Treffen und der Gründung von Interessengruppen, die auch offen für alle Interessierten sind, diversen kleinen Aktionen im Stadtteil, sowie der Unterstützung des Seniorenbüros Mitte z.B. durch Stellung von Paten bei den Stadtteilspaziergängen im Ehrenfeld und UnterstützerInnen bei anderen Projekten, haben wir bereits einige Impulse im Viertel gesetzt und viele Kontakte geknüpft. Da wir uns langfristig engagieren wollen und noch viele weitere Ideen und Projekte anstoßen, umsetzen und begleiten wollen – allein und besonders in Kooperation mit anderen Organisationen und Vereinen – , steht für uns im Moment auch ganz konkret die Gründung eines gemeinnützigen Vereins an, um noch effektiver zu werden. Es bleibt spannend und wir freuen uns darauf, mit vielen anderen Menschen das Ehrenfeld noch bunter, vielfältiger, lebendiger und lebenswerter zu machen.
Weitere Fragen an uns? Bitte melden Sie sich oder nutzen Sie unsere offenen Treffen jeden dritten Mittwoch im Monat ab 19.00 Uhr im Kulturhaus OSKAR.